Nachdenkliches - Streunerhilfe Solingen e.V.

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Nachdenkliches

Wie konntest Du...

Als ich noch ein Kätzchen war, unterhielt ich dich mit meinem Herumtollen und brachte dich zum Lachen. Du nanntest mich “dein Baby”, und, obwohl ich einige Nippes “killte” wurde ich deine beste Freundin. Wann immer ich etwas “anstellte”, hobst du mahnend den Zeigefinger und sagtest: “Wie konntest du!?”, aber schon warst du wieder so zärtlich und hast mich eng an dich gedrückt. Als du im Studium so viel lernen musstest, hattest du natürlich wenig Zeit für mich. Aber ich verstand das immer, und spielte mit meinen Bällchen.

Ich erinnere mich an alle die Nächte, in denen ich mich in deinem Bett ganz eng an dich schmiegte, und das Leben vollkommen schien. Du tolltest dann auch wieder mit mir herum, und wir genossen die Sonne gemeinsam auf dem Balkon. Von deinem Frühstück gab´s für mich immer was vom Schinken, “aber nicht zuviel, das ist für Katzen ungesund!” Und ich schlief solange, bis du von der Arbeit nach Hause kamst.

Nach und nach verbrachtest du immer mehr Zeit auf der Arbeit als mit mir, um “Karriere” zu machen.

Dann warst du so viel weg, um einen Menschenpartner kennen zu lernen. Ich wartete immer geduldig auf dich, tröstete dich bei jedem Liebeskummer, tapste mit meinen Pfoten deine Tränen vom Gesicht. und freute mich, als du endlich “deinen” Partner fandest. Zwar keinen Katzenfreund, aber ich respektierte deine Wahl.

Ich war glücklich, weil du glücklich warst! Dann kamen nacheinander deine Kinder zur Welt. Ich teilte die Aufregung mit dir. Ich war von den süßen Kindchen so fasziniert, dass ich sie mit bemuttern wollte. Aber du und dein Partner dachten nur daran, dass ich den Kindern schaden, sie gar verletzen könne. Deshalb wurde ich auch noch aus dem großen schönen Raum ausgesperrt. In dein Bett durfte ich schon lange nicht mehr.

Ich liebte die Kinder, und wurde “Gefangene der Liebe”. Sie fingen an zu wachsen, und ich wurde ihre Freundin. Sie zerrten an meinen Ohren, meinem Fell, meinem Schwanz, hielten sich auf wackligen Beinchen beim Laufen lernen an mir fest. Sie erforschten meine empfindliche Nase mit unbeholfenen Fingerchen, und ich hielt bei all dem geduldig still.

Ich liebte alles an den Kindern, besonders ihre Berührungen, weil deine so selten wurden.
Ich war bereit, die Kinder notfalls mit meinem Leben zu verteidigen. Ich war bereit, in ihre Bettchen zu schlüpfen, um ihre Sorgen und Träume anzuhören. Und zusammen mit ihnen erwartungsvoll auf das Motorengeräusch deines Autos zu hören, wenn du in unsere Auffahrt einbogst.

Vor langer Zeit, als man dich fragte, ob du ein Haustier hättest, zogst du aus deiner Tasche ein Foto von mir und erzähltest so liebevoll von mir.

Die letzten Jahre gabst du nur noch ein knappes “Ja” zur Antwort und wechseltest dann das Thema. Ich war früher “deine Samtpfote” und bin heute “nur eine Katze”.
Dann hattet ihr eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen Stadt.
Du und deine Familie zogen in eine Wohnung, in der Haustiere nicht erlaubt waren. Ein Mann hat euch das extra noch gesagt, und ihr habt ohne zu Zögern unterschrieben. Beide. Du hattest für dich und deine Familie eine Entscheidung zu finden, die richtig war. Obwohl einmal ich deine Familie war.

Die Autofahrt machte Spaß, weil auch die Kinder mitfuhren. Als ich merkte, wo wir angekommen waren, war der Spaß zu Ende. Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach Angst, Desinfektionsmitteln und Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, das du wissen würdest, dass man ein gutes Heim für mich finden würde.

Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den Achseln und betrachteten dich merkwürdig. Sie verstanden die Wirklichkeit, der eine Katze über die fünfzehn gegenüberstand. Du hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell lösen müssen, während sie weinte und schrie “Nein, nein nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!”

Ich wunderte mich noch, wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment etwas von Freundschaft, Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest. Zum Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf, vermiedest dabei tunlichst, mir in die Augen zu sehen, und lehntest es höflich ab, meine offen daneben stehende Transportbox wieder mitzunehmen.

Du hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen.

Kurz nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest mit Sicherheit schon Monate vorher vom Umzug gewusst, und somit wäre Zeit gewesen, einen “guten Platz” für mich zu finden.
Sie schüttelten bedrückt den Kopf und fragten leise: “Wie konntest du?”

Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor vielen Tagen. Anfangs hoffte ich unentwegt, dass du zurück kämest, und mich hier rausholen würdest. Dass alles nur ein böser Traum gewesen wäre und ich aufwachen würde - bei dir zu Hause. Aber du kamst nie.

Und dann, wann immer jemand an “meinem” Vermittlungszimmer vorbei ging, presste ich bittend meine Pfoten durch jeden möglichen Spalt. Gab es niemanden, der mich mochte? Niemanden, dem ich all meine Liebe, Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte?

Die Wahrheit war, dass ich es nicht mit den süßen kleinen knuddeligen Katzenkindern aufnehmen konnte. Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf. Eines Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf, trug mich über einen langen Korridor, der in einen Raum mündete. Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau legte mich auf den Tisch, streichelte behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich nicht sorgen solle.

Mein Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte. Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens. Mir, der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus. Ich war mehr um die nette Frau besorgt als um mich selbst. Ich erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen wog. Sie band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne ihre Wange hinunter kullerte. Ich schob meinen Kopf in ihre Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine Liebe zu zeigen.

Ich spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit, die in mich hineinfloss. Ich streckte mich schläfrig aus, schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und murmelte:” Wie konntest du?”

Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte:” Es tut mir leid!” Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu verschaffen, wo ich nicht missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde. Einen Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden.
Mit meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass mein “wie konntest du” nicht an sie gerichtet war.

Ich dachte an dich, du mein geliebter Mensch.
Ich werde immer an dich denken und auf dich warten.
Mein letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben immer diese Loyalität wiederfährt.

Autor: Jim Willis - Seine Bemerkung zu dieser Geschichte:

Wenn “Wie konntest du” Tränen in Ihre Augen trieb, dann erging es Ihnen genauso wie mir, als ich dies schrieb. Jedermann ist es erlaubt, diese Geschichte weiterzugeben, solange es einem nicht kommerziellen Zweck dient. Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass die Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen, in eine Familie zu integrieren, eine wichtige für das Leben ist, dass Tiere unsere Liebe und unseren Respekt verdienen.


 

Warum wir niemals Katzen in Einzelhaltung vermitteln...


Franzl zwo - Tagebuch eines Kätzchens

Ich bin ich.
Also, ich bin ein kleiner, ein winziges bisschen dicker roter Kater.

Net, dass ich fett wär. Babyspeck halt. Und des finden die Menschen wohl echt „süß“.

Voll peinlich, aber stellt euch vor, eine Zeit lang hab ich sogar gedacht, mein Name wär‘ „Süß“ weil sie das immer gesagt haben, wenn sie mich g’sehen haben…

Naja, jetzt bin ich g’scheiter.

Von meiner allerersten Zeit auf diesem Planet, also von der Zeit, wo ich geboren bin, weiß’ nimmer sooo viel.

Des ist aber auch schwierig, seid emal ehrlich, könnt ihr euch etwa noch da dran erinnern? Wie’s war wo ihr Babys wart?

Irgendwie war ich da zu beschäftigt, um Tagebuch zu führen.
Musste trinken und schlafen. Und schlafen und trinken.
Aber, lacht jetzt nicht, ich wette drauf, dass es euch ebenso ergangen ist!

Die Leute, bei denen ich geboren bin, haben später jedenfalls erzählt, dass meine Geschwister und ich ganz proper und pumperlg‘sund waren. Und dass sie noch nie so kräftige und große Kitten gesehen haben und dass wir uns auch so schnell und gut entwickelt haben. Ja, die Mama, die hat es halt richtig gemacht mit uns.

Dort, wo ich geboren bin, leben neben meiner Mama auch noch andere Katzen, das sind unsere „Onkel“ und „Tanten“, die alle sehr lieb zueinander sind, auch wenn sie net aus der selben Familie stammen.

Meine Geschwister und ich hatten immer genügend zu trinken bei der Mama und manchmal gab es auch noch extra Portionen Kittenmilch von dem Sie-Mensch, die waren auch sehr lecker, wenn auch ein bissl umständlich zu trinken aus Mini-Spritzen, aber g’schmeckt hat’s und des zählt, net wahr?

Wir ha’m also anfangs ganz viel geschlafen und gefressen, um Kraft zu bekommen, damit wir schön groß und stark werden.

Sobald wir aber krabbeln konnten, da war’s vorbei mit dem faulen Herumgeliege, da ha‘m wir angefangen miteinander zu spielen.

Das war vielleicht ein Spaß!

Bald gab‘s auch schon das erste Nassfutter – bis wir verstanden haben, dass man das fressen soll und nicht damit spielen, sah‘n wir aus wie kleine Ferkelchen (und mein Bruder, der hat sich am meisten eingeschweint) aber Mama und die „Tanten“ und „Onkel“, die haben uns schnell wieder sauber geputzt.

Das hat sooo lustig gekitzelt!

Sobald wir dann rennen und klettern konnten, haben wir nur noch miteinander gespielt und sind wie die Wilden miteinander und mit den Onkeln und Tanten herumgerannt.

Mann, da war vielleicht ein Leben in der Bude, von frühmorgens bis spätabends Ramba-Zamba!

Wenn wir müde wurden, haben wir uns zusammengekuschelt und sind eingeschlafen, grad da, wo wir gestanden sind.

Am liebsten habe ich mit meinem Schwesterchen gekuschelt. Sie hab ich am allerliebsten.

Aber ganz wild zu raufen mit meinen Brüdern oder mit Onkel Caesar, der nicht viel älter ist als wir, des ist auch voll pfundig.

Bald habe ich g’seh‘n, dass Onkel Gandalf nachts immer bei dem Sie-Mensch und dem Er-Mensch im Bett geschlafen hat, und dann hab‘ ich des auch ausprobiert, und ich muss euch sagen, in Gandalfs zotteliges Fell an seinem weichen Bauch gekuschelt zu schlafen, links und rechts das schwere Atmen der Menschen – das ist sogar noch wunderschöner als mit Schwesterchen zu kuscheln!

Da schlafe ich so gut und tief, dass ich früh am nächsten Morgen wieder ganz viel Energie und Ideen habe, um mit meinen Geschwistern ganz viel anzustellen.

Was haben wir für einen Spaß!

Manchmal gibt es aber auch Sachen, die sind ein bissl doof.

Dann werde ich mit meinen Geschwistern in einen Korb gesetzt und rausgetragen, weg von Mama und den Onkeln und Tanten, hinaus in so eine ganz schreckliche Blechbüchse, die grauenhaften Lärm macht und fürchterlich schaukelt.
Bäh!

Und wenn der Lärm und das Schaukeln endlich aufhören, dann werden wir in ein Haus gebracht, da riecht es ganz furchteinflößend nach Angst und Desinfektionsmittel, und da sitzen sogar riesengroße Hunde da wie ein Häufchen Elend und schlottern und jaulen wie die Schloßgespenster.
Und zu uns sagt unser Sie-Mensch dann, wir sollen keine Angst haben… Menschen, echt…

Das ist leicht gesagt, keine Angst zu haben, wenn so ein großer fremder Mensch, der in einem weißen Kittel steckt, komische Dinge an meinen Bauch dran hält, mir ein Fieberthermomenter in den Popo steckt, ins Mäulchen und in die Ohren schaut und dann auch noch eine Spritze unter die Haut jagt!
Aua!

Auf der Rückfahrt in der schrecklichen Blechbüchse habe ich dann aus Leibeskräften gejault, denn was so ein riesengroßer Hund kann, das kann ich allemal auch, jawohl!

Zum Glück war zu Hause dann die Mama da und hat mich getröstet und hat mich auch wieder gute Mamamilch trinken lassen, obwohl ich eigentlich doch schon so ein großer Kater bin und dann bin ich schnell an sie gekuschelt eingeschlafen, schließlich war das ja so ein aufregender Tag!

Manchmal kommen auch fremde Menschen zu Besuch und schauen sich meine Brüder und mich an.

Letzte Woche kamen wieder solche Menschen.

Ich fand sie ja gar nicht interessant und habe lieber mit meinen Brüdern und Onkel Caesar gerauft, aber Tante Katie war ganz begeistert von diesen Menschen.

Wisst ihr, Tante Katie ist ein bissl anders als wir anderen Katzen.

Tante Katie wird der Trubel schnell mal zu viel, wenn wir Kitten so doll miteinander spielen.

Dann muss sie immer ein bisschen schimpfen und sich ganz oben auf den Kratzbaum legen, wo sie denkt, dass wir nicht hochkommen. Aber natürlich kommen wir dann doch hoch zu ihr und ärgern sie ein bisschen.
Aber nur ein kleines bisschen und richtig böse wird sie auch nie. Ehrenwort!

Ich glaube ja, das Problem von Tante Katie ist, dass sie ein kleines bisschen eifersüchtig ist.

Denn früher hat sie alleine zusammen mit Onkel Gandalf hier gelebt, und ich glaube, das hat ihr am besten gefallen, sie und Gandalf und der Sie-Mensch und der Er-Mensch. Das war perfekt für sich und ich glaub’, mehr Katzen mag sie gar nicht um sich herum haben.

Da sind meine Brüder und ich ganz anders. Je mehr Action, umso besser!

Jedenfalls war Tante Katie von den Menschen, die zu Besuch kamen, ganz angetan.

Vielleicht hat sie ja gehofft, dass die sie mitnehmen, damit sie mal ein bisschen Ruhe hat vor uns Jungvolk?

Naja, die Menschen haben sie jedenfalls nicht mitgenommen, und sonst auch niemanden.

Heute sind diese Menschen wieder gekommen und haben vieles mit unseren Menschen besprochen und Schnörkel auf Papiere gemalt und diese Papiere und auch andere miteinander getauscht.

Dann sind Er-Mensch und Sie-Mensch gekommen und haben mich hochgenommen, ich hatte gerade ein bisschen so schön an mein Schwesterchen gekuschelt geschlafen, und haben mich gestreichelt und Sie-Mensch hatte so komisches salziges Wasser an den Augen als sie mich geküsst hat, und dann haben sie mich in eine fremde Katzenkiste gesetzt und da haben die fremden Menschen mich mitgenommen in eine ganz fremde lärmende, schaukelnde Blechbüchse.

Mama! Mama! Wo bist du?
Ich habe so sehr geweint und gehofft, dass mich meine Mama bald wieder trösten wird, wenn ich nur die schreckliche Blechbüchse überlebt habe.

Aber als die Blechbüchse anhielt, waren wir weder bei dem Menschen in dem weißen Kittel noch zu Hause bei Mama, sondern in einem ganz fremden Haus.

Davon hatte ich schon einmal gehört, vom großen, fremden Haus.

Das war nämlich so, als wir noch ziemlich klein waren, da ist Onkel Caeser zu uns gekommen.

Er war da ungefähr so alt, wie ich jetzt bin und als mein Er-Mensch den Kennel mit ihm auf den Boden gestellt und aufgemacht hat, da kam Caesar ganz selbstbewusst herausmarschiert und hat höflich nach links und nach rechts gegrüßt, ist aufs Klo gegangen und hat sich dann freundlich mit allen Katzen bekannt gemacht.

Boah, hab ich ihn da bewundert!

Ich atme tief durch, jetzt bin also ich an der Reihe. Ich denke noch daran, dass Mama mir zurief, ich solle ihr keine Schande machen. Nur Mut, sage ich mir, und als die Menschen die Klappe des Kiste öffnen, strecke ich meinen Schwanz kerzengerade hoch und schreite mutig heraus und grüße nach links und nach rechts die anderen Katzen…

Ja, aber da ist ja gar niemand?

Außer den beiden Menschen, die komische Menschengeräusche von sich geben.

Ob die anderen Katzen sich irgendwo versteckt haben?

Ich werde sie mal suchen gehen.

Hmm. Seltsam. Ein Klo habe ich gefunden, und einen Fressnapf und eine Wasserschüssel.

Und eine Decke, die riecht ein wenig nach Katze, aber nur ein kleines bisschen.

Und einen nagelneuen Kratzbaum habe ich auch gefunden.

Aber keine Katze, nirgendwo.

Seltsam.

Die fremden Menschen nehmen mich hoch und sagen viele Sachen in ihrer komischen Sprache zu mir. Sie setzen mich auf den Kratzbaum und auf das Sofa neben sie und machen ganz viele von diesen Geräuschen, die Menschen machen, wenn sie sich freuen.

Und dann sagen sie immer wieder: Franzl zwo! Franzl zwo, so ein feiner! Ja, du bist unser Franzl zwo!

Also, das ist jetzt wohl mein Name: Franzl zwo.

Net schlecht!

Aber so viele Küsse müssten jetzt auch net sein. Ist ja schön, dass ich jetzt einen neuen Namen hab, aber ein neuer Kamerad, das wär mir ehrlich gesagt lieber.

Ich spring‘ immer wieder auf und lauf’ an die Türen und hoffe, sie machen endlich eine davon auf, damit die Katze, nach der es so schwach riecht, hereinkommen und ich sie endlich kennenlernen kann.

Hoffentlich ist diese Katze nett.

Am liebsten wäre mir ja so ein gemütlicher Kater wie Onkel Gandalf, denn jetzt würde ich mich gerne an sein zotteliges Bauchfell kuscheln und getröstet einschlafen.

Oder vielleicht wäre so ein junger Springinsfeld wie Onkel Caeser doch ein besserer Kumpel für mich? Onkel Gandalf kommt schnell aus der Puste, wenn ich mit ihm raufe und nachlaufen spiele, mit Onkel Caesar macht es doch viel mehr Spaß, fast so viel wie mit meinen beiden Brüdern.

Hallo, ihr Menschen, hört doch mal auf in eurer komischen Sprache zu sprechen, hört mir doch mal zu: Wo ist denn eure andere Katze? Kann ich die mal kennenlernen?

Nein, ich mag jetzt nichts fressen.

Alleine fressen macht überhaupt keinen Spaß, wenn keiner da ist, der mir was wegfuttern will.

Nein, ich muss jetzt auch nicht aufs Klo.

Mensch, hast du nicht gemerkt, dass ich schon zweimal auf dem Klo war?

Nein, und ich will jetzt auch nicht an dem Kratzbaum kratzen.

Kratzbaum kratzen ist doof. Kratzbäume sind nur gut, wenn man sich gegenseitig hoch- und runterjagen kann.

Also, wo bitte ist eure andere Katze?

Nein, ich mag nicht auf deinem Schoß sitzen, lass mich runter, merkst du denn nicht, was ich dir sage, wenn ich strampel’ und zappel’?

Schau, hier, diese Tür, da riecht es doch nach eurer anderen Katze, macht sie doch mal auf!

Quiiiiek!

Jetzt haben diese Menschen mich mit einer Wasserpistole nassgespritzt, nur weil ich ein bisschen an der Türe gekratzt habe. Aber wenn sie doch nicht verstehen, was ich sage, wenn ich davorsitze und die Tür anstarre, dann muss ich ihnen es doch zeigen, was ich meine, so begriffsstutzig wie sie sind?

Aber jetzt sind sie böse auf mich und machen laute polternde Stimmen.

Ich mag jetzt gar nicht mehr hier sein und ein großer tapferer Kater mag ich auch nicht mehr sein.

Ich mag jetzt zu meiner Mama und zu meinen Brüdern.

Ihr könnt mir gestohlen bleiben, ihr Menschen mit eurer unsichtbaren Katze!

Ich leg mich jetzt ganz weit weg von euch hin, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin.

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen gestern Abend. Jetzt ist ein neuer Morgen.
Ob heute wohl die andere Katze kommt?

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken und rascheln mit ganz großem Papier, und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie weg.

Bestimmt holen sie jetzt die andere Katze. Endlich.

In der Zwischenzeit kann ich mir ja mal das neue Zuhause genauer anschauen…

Es sind vier Zimmer:
Eine Küche, da steht mein Fressnapf.
Ein Bad, da steht mein Klo.
Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein bisschen nach der anderen Katze riecht.
Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann.
Ein Flur, das ist der spannendste Raum, denn da stehen viele Schuhe in einem offenen Regal, und die riechen aufregend.

Hmmm.

Ich bin jetzt dreimal durch alle Zimmer gegangen und habe nichts Neues oder Spannendes entdeckt.
Ich weiß jetzt schon genau, das braune Paar Schuhe rechts oben, damit ist jemand in einen Hundehaufen getreten und die schwarzen Pumps unten links sind ganz neu, sie riechen so anders und noch nicht nach Schweißfüßen.

Wenn ich im Wohnzimmer aus dem Fenster schaue, sehe ich unten auf der Straße Menschen gehen, so klein wie Puppen und manche haben Hunde dabei, die sind so winzig wie Ameisen.

Ob das noch lange dauert, bis die Menschen endlich wieder kommen?

In der Zwischenzeit kann ich mir ja mal das neue Zuhause genauer anschauen…

Es sind immer noch vier Zimmer:
Eine Küche, da steht mein Fressnapf.

Aber ich mag jetzt nichts fressen.

Alleine fressen macht überhaupt keinen Spaß, wenn keiner da ist mir was wegfuttern will.

Ein Bad, da steht mein Klo.

Aber ich muss jetzt nicht aufs Klo.

Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein bisschen nach der anderen Katze riecht.

Aber da liegt immer noch keine andere Katze drin.

Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann.

Aber ich will jetzt nicht an dem Kratzbaum kratzen.

Kratzbaum kratzen ist doof. Kratzbäume sind nur gut, wenn man sich gegenseitig hoch- und runterjagen kann. Aber hier ist ja niemand außer mir.

Und wenn ich im Wohnzimmer aus dem Fenster schaue, dann sehe ich unten auf der Straße immer noch Menschen gehen, so klein wie Puppen und manche haben Hunde dabei, die sind so winzig wie Ameisen.

Ein Flur, da stehen viele Schuhe in einem offenen Regal.

Aber weiß jetzt schon genau, das braune Paar Schuhe rechts oben, damit ist jemand in einen Hundehaufen getreten und die schwarzen Pumps unten links sind ganz neu, sie riechen so anders und noch nicht nach Schweißfüßen.

Geht der Tag denn nie vorbei?

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Jetzt ist Abend und die Menschen kommen heim.

Ob sie die andere Katze dabeihaben?

Nein, keine andere Katze.

Und auch keine Zeit für mich.

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie ins Wohnzimmer und schalten die Flimmerkiste an.

Ein bisschen spielen sie noch mit mir, aber das wird schnell langweilig.

Ich schau dann aus dem Fenster, draußen gehen die Lichter an…

Jetzt bin ich schon drei Monate bei den neuen Menschen.

Jeden Tag, wenn sie weggegangen sind, hab ich gehofft, dass sie an DIESEM Tag endlich die Katze holen gehen.

Aber abends sind sie immer alleine heimgekommen.

Und jetzt rieche ich kaum noch etwas von der anderen Katze. Alles riecht nur noch nach mir.

Und nach Einsamkeit.

Es ist so schrecklich langweilig.

Jeden Morgen gehen die Menschen weg und dann bin ich alleine in der Wohnung.

Bis sie wiederkommen, drehe ich einsam meine Runden durch die Wohnung…

Es sind immer noch vier Zimmer:
Eine Küche, da steht mein Fressnapf.
Ein Bad, da steht mein Klo.
Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein kein bisschen mehr nach der anderen Katze riecht.
Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann.
Ein Flur, das ist der spannendste Raum, denn da gibt es wenigstens mal Abwechslung bei den Schuhen, vorgestern ist der Er-Mensch nämlich mit seinen schwarzen Slippern in einen Taubenschiss getreten.

Boah, aber da ist ja was lustiges!

Von irgendwoher ist ein ganz dicker Brummer in die Wohnung gekommen.

Na warte, dich kriege ich…

Ha, wenn man einen Brummer jagt, dann macht so ein doofer Kratzbaum auf einmal doch Spaß, ihn hoch und runter zu toben…

He, jetzt fliegt er davon, der Brummer. Ins Bad, und setzt sich direkt auf die Klopapierrolle.

Ich belauere ihn… Zack! Alle Krallen hinein und dann die Beute zerfetzen!

Hahaha, es schneit, es schneit!
Den Brummer hab ich nicht gekriegt, aber die Rolle Klopapier zu Konfetti zerrupft.
Das hat Spaß gemacht!

Wo surrt er denn jetzt hin, der Brummer? Ganz hoch hinaus… Guck, da droben auf dem Vorhang sitzt er…

Der hat sich verrechnet, so ein sportlicher junger Kater wie ich kriegt den locker.

Ein Satz aufs Bett, die Matratze als Sprungbrett und dann hoch hinaus…

Hab ich dich!

…huch, was ist das?

Der Stoff gibt surrend unter meinen Krallen nach und ich rutsche hinab wie in einem Fahrstuhl.

Das ist lustig! Das muss ich gleich nochmal probieren.

Und wie fröhlich die Stoffstreifen herunterflattern – da braucht es gar keinen Brummer mehr, jetzt fange ich die. Hurra!

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Jetzt ist Abend und die Menschen kommen heim. So gut hab’ ich schon lange nicht mehr geschlafen.

Mir geht es jetzt richtig gut!

Ich habe davon geträumt, dass ich zusammen mit meinen Brüdern die Klopapierrolle zerrupft und den Vorhang gezaust hab’.

Hallo Menschen, wie geht es euch? Schaut nur, wie gut es mir heute geht!

Aber…

Wieso schreien sie denn?

Freuen sie sich denn gar nicht darüber, dass ich so fröhlich bin?

Nein, sie freuen sich wohl gar nicht.

Sie schreien mich an, dass ich gar kein braver Franzl bin, sondern ein fürchterlicher Teufel.
Und der Sie-Mensch nimmt das raschelnde Papier, in das sie beim Frühstück immer ihre Nasen stecken, faltet es zusammen und haut mir damit auf den Popo.
Aua!

Ich leg mich jetzt ganz weit weg von ihr hin, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin.

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen gestern Abend. Jetzt ist ein neuer Morgen.

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken wie immer und rascheln mit dem ganz großem Papier, und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie weg.

Bis sie wiederkommen, dreh’ ich wieder meine Runden durch die Wohnung…

Es sind immer noch vier Zimmer:
Eine Küche, da steht mein Fressnapf.
Ein Bad, da steht mein Klo.
Ein Schlafzimmer, da steht das Bett von den Menschen und ein Körbchen, das ein kein bisschen mehr nach der anderen Katze riecht.

Aber da, die eine Hälfte von dem Bett, die riecht ganz stark nach dem Sie-Mensch, der mich gestern mit der Zeitung gehauen hat. Auf meinen Popo!

Die mag ich gar nicht mehr leiden!

Ich wär’ gar kein braver Franzl, hat sie gesagt.

Aber was ist sie denn?

Sie ist bestimmt kein braver Mensch, denn brave Menschen hauen keine kleinen Kater!

Ich bin ganz böse auf sie. Böser, böser Sie-Mensch!

Da fällt mir mein Brüderchen ein. Mein Brüderchen, das war manchmal auch kein braver Kater…

Der meinte nämlich manchmal, dass ihm das Klo nicht sauber genug wär’, und dann hat er es gewagt und NEBEN das Klo gepinkelt!!

Ob ich mich das trau? Trau ich mich? Oder nicht? Oder doch?

Ich hab’s getan.

Ich hab auf das Kopfkissen von dem Sie-Menschen gepinkelt. Eine ganz große Pfütze. Jetzt riecht es ziemlich streng im Schlafzimmer.

Und es tut mir leid.

Es war dumm von mir, das zu machen. Ich dachte, es wäre eine gute Idee.

Dass ich mich dann besser fühlen würde.

Aber das tu ich nicht. Im Gegenteil. Ich fühl mich ganz schlecht.

Ich leg mich jetzt ganz weit weg vom Schlafzimmer hin, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin.

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Jetzt ist Abend und die Menschen kommen heim.

Sonst hab ich mich ja immer ein bisschen gefreut, wenn sie gekommen sind.

Denn dann waren wenigstens sie da und ich war nicht mehr ganz alleine, obwohl sie nie viel Zeit für mich gehabt haben.

Aber heute wär’ mir lieber, sie würden gar nicht heim kommen.

Ich weiß ganz genau, dass ich was Falsches gemacht hab.

Ich bin ja kein dummer Kater!

Franzl! Franzl!

Jetzt rufen sie nach mir, aber nein, ich komm’ net, ich ahn’ schon, dass sie wieder so schreien werden, wenn sie erst die Bescherung im Schlafzimmer sehen.

Ich komm’ net zu euch. Da könnt ihr rufen, wie ihr wollt. Ich kriech’ noch tiefer unter das Sofa, damit ihr mich nicht finden könnt.

Jetzt liegen die Menschen vor dem Sofa und schreien ganz schrecklich.

Ich kneife die Ohren zu. Irgendwann hören sie auf. Ganz bestimmt.

Ich leg’ mich hinten an die Wand unterm Sofa, damit ich ganz nah bei meiner Mama bin.

Mama… Mama… Du fehlst mir so sehr…

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen gestern Abend. Jetzt ist ein neuer Morgen.

Die Menschen sind ganz geschäftig und essen und trinken wie immer und rascheln mit ganz großem Papier, und dann stehen sie auf, räumen den Tisch ab und dann gehen sie weg.

Bis sie wiederkommen, drehe ich wieder meine Runden durch die Wohnung…

Jetzt sind immer noch drei Zimmer:
Eine Küche, da steht mein Fressnapf.
Ein Bad, da steht mein Klo.
Ein Wohnzimmer, da gibt es ein Sofa und den neuen Kratzbaum und Fenster aus denen man hinausschauen kann.
Ein Flur, das ist der spannendste Raum, denn da gibt es wenigstens mal Abwechslung bei den Schuhen, letzte Woche ist der Er-Mensch nämlich mit seinen schwarzen Slippern in einen Taubenschiss getreten.

Aber die Tür zum Schlafzimmer, wo das Bett von den Menschen steht und ein Körbchen, das kein bisschen mehr nach der anderen Katze riecht, die ist zu.

Ich setz mich im Wohnzimmer auf das Fensterbrett und schau aus dem Fenster. Drunten auf der Straße seh‘ ich Menschen gehen, so klein wie Puppen und manche haben Hunde dabei, die sind so winzig wie Ameisen.

Irgendwo da draußen muss meine Mama sein. Und meine Brüder. Und Onkel Gandalf und Onkel Caesar.

Und sogar Tante Katie fehlt mir jetzt. Wenn wenigstens sie hier wäre.

Oder meine alten Menschen.

Die waren doch so lieb. Die wussten doch, was ein kleiner Kater wirklich braucht, nämlich vor allem andere Katzen um sich herum.

Ich schau aus dem Fenster und schau auf die Menschen.

Der eine da, der sieht fast so aus wie mein alter Sie-Mensch. Ob sie das ist?

Ist sie gekommen, um mich heimzuholen?

Aber… sie läuft vorbei am Haus. Sie kommt nicht rein.

Warte doch, nimm mich mit, nimm mich doch mit!

Ich recke und strecke mich und schaue ihr hinterher und auf einmal entdecke ich einen Spalt, den hab ich zuvor noch nie gesehen und da riecht es nach vielen Menschen, nach Bäumen, nach Hunden und sogar nach – Katzen!

Schnell zwänge ich mich in den Spalt. Hinaus! Schnell, nur schnell hinaus und dann dem Sie-Menschen hinterher!

Ich zwäng mich und zwäng mich, warum geht das nicht weiter?

Ich zappele und winde mich, aber ich komme nicht los!

AU, es tut so WEH!

Mein Bauch! Mein Bauch! Eine eiserne Klammer zerquetscht meinen Bauch!

Hilft mir den keiner? Zu Hilfe! Zu Hilfe!

Ich zappele und winde mich und rutsche immer tiefer in den Spalt.

Ich spüre meine Beine nicht mehr. Meine Hals hat keine Stimme mehr.

Niemand hört mein Krächzen und Jammern. Mein Bauch tut so schrecklich weh.

Mama! Mama! MAMAAAA!

Auf einmal ist da ein helles Licht um mich herum.

Ein wunderschöner weißer Kater leckt mir die Stirn, dann nimmt er mich am Genick, grad wie meine Mama es getan hat als ich ein winziges Baby war, und breitet seine wunderschönen Schwingen aus und fliegt mit mir davon über einen riesengroßen Regenbogen.

Jenseits des Regenbogens ist eine endlose Wiese mit lauter Butterblumen.

Dort setzt mich der Katerengel ab und lächelt mich an.

Ich glaube, da ist jemand, der auf dich wartet, sagt er und weist mit der Nase auf einen roten Kater, der da mitten in der Wiese sitzt.

Ganz vorsichtig geh ich rüber zu dem Roten und schau ihn fragend an.

Hallo Franzl, sagt er, gut, dass du da bist. Und gibt mir einen kumpelhaften Knuff in die Rippen.

Wer bist du?, frag ich ihn, aber wie er mich so knufft, da bekomm ich eine Ahnung…

Der Geruch, der erinnert mich an etwas… Ich schließe die Augen um mich besser zu erinnern…

So roch doch…

…die Decke und das Körbchen in der Wohnung, als ich damals gekommen bin!

Bist du’s?, frag ich ihn und er nickt mir zu.

Ja, sagt er. Ich bin der Franzl. Und du, du bist wohl Franzl zwo.




Vielen Dank für dieses Tagebuch von Franzl an:

http://www.kattepukkel.de
© 2013 Sabine Hilderhof
KeinEinzelkitten640

 

Ich klage an...

...weil ich mit knapp einem Jahr vom Auto überfahren wurde – ich war nicht kastriert – und meine Runden wurden immer größer – weil meine Hormone mich trieben eine Katzendame zu finden – und als ich endlich den süßen Duft einer „bereiten“ Dame in die Nase bekam achtete ich nicht mehr auf das was ich schon gelernt hatte – ich war wie von Sinnen als ich ihrem Duft folgte und achtete nicht mehr auf die Autos.

… weil ich mit 9 Monaten schon Mutter wurde – meine Kinder waren sehr groß – und es waren so viele – bei der Geburt hatte ich unendlich Schmerzen – und als eines feststeckte starb ich unter Qualen – und meine schon geborenen Kinder auch – weil ich mich nicht mehr um sie kümmern konnte

… weil ich ein Kind aus einem Ups-Wurf bin. Meine Besitzer hatten kein großes Interesse an meiner Mutter und so wurde sie von ihrem Bruder gedeckt. Ich bin auf die Welt gekommen – und irgendetwas stimmte nicht mit mir. Ich hatte Schmerzen und mein ganzer Rücken war offen. Die paar Stunden die ich lebte waren furchtbar – der Tod eine Erlösung.

… weil ich seit dem ich ein paar Monate alt bin im Tierheim in einem kleinen Gehege sitze. Keiner mag mich weil ich einfach eine ganz normale schwarze Katze bin. Und ich bin schüchtern, ich verstecke mich immer wenn Menschen kommen, ich habe solche Angst vor ihnen. Ich hatte mal ein Zuhause aber irgendwann haben sie mich raus gelassen und nie wieder die Tür aufgemacht um mich wieder rein zu lassen, egal wie laut ich vor der Tür gejammert habe. Ddas hat mich so traurig und so wütend gemacht dass ich beschlossen habe, nie wieder einem Menschen zu vertrauen – aber hier in diesem Gehege bin ich sehr unglücklich …

… weil ich plötzlich nicht mehr geliebt werde weil ich alt bin und weil ich nicht mehr so lustig anzusehen bin wie ein kleines, junges und verspieltes Kätzchen. Ich möchte meine Ruhe und Streicheleinheiten und ganz gesund bin ich auch nicht mehr. Ich brauche Tabletten die ich nicht gerne nehme und weil das alles zu mühevoll war und zu teuer bin ich einfach im Tierheim abgegeben worden …

… weil ich in bitter kalter Nacht mit meinen Geschwistern in einer Kiste die fest verschlossen war an einer Autobahnraststätte ausgesetzt worden bin. Es war so furchtbar kalt und wir waren hungrig. Wir haben uns aneinander gekuschelt damit wir nicht so doll frieren. Nachher war es gar nicht mehr so schlimm, wir sind einfach eingeschlafen – und nie wieder aufgewacht …

… wir klagen an weil wir leiden müssen weil der Mensch sich keine Gedanken macht. Weil wir durch die Gedankenlosigkeit des Menschen uns die Pfoten verbrennen an herumstehenden Kerzen oder unbeaufsichtigten Herdplatten, weil wir von Balkonen und aus Fenstern fallen die nicht gesichert worden sind, weil wir den Tod finden in gekippten Fenstern – und weil wir seelisch zugrunde gehen an Ignoranz und Gleichgültigkeit.

… wir klagen an weil der Mensch ein Monster sein kann der uns quält, der uns schlägt und uns unsagbares Leid antut. Nur aus Spaß, aus Langeweile, aus unendlicher Dummheit …


Aber wir sagen Danke an alle, die uns das Vertrauen an den Menschen wieder geben. Die Wochen, Monate oder sogar Jahrelang um unsere Gunst buhlen. Die vor Glück weinen wenn sie uns das erste Mal übers Köpfchen streicheln dürfen, die alle Liebe, Führsorge, Zeit und Geld dafür aufwenden damit es uns gut geht. Die uns von der Straße holen, uns pflegen und uns Wärme und Futter geben, die die Schwächsten von uns aufpäppeln und retten und die ihren Schlaf opfern um alle zwei Stunden kleine, ein paar Tage alte Würmchen zu füttern. Die schlaflose Nächte haben wenn es uns nicht gut geht und die nimmer müde werden jedem zu sagen wie wichtig es ist uns kastrieren zu lassen.

Bitte werdet niemals müde. Wir danken es Euch mit unserer Liebe – und wir hoffen das es eines Tages soweit ist das die dummen Menschen klug werden …

 
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